Österreich liefert in letzter Zeit verlässlich Filmstoff. Ibiza ist bei Netflix angedacht (Kevin Costner soll in Heinz-Christian Straches Strandshirt schlüpfen), Wirecard soll in Deutschland verfilmt werden. Der Fall wird immer komplexer. Der mutmaßliche Milliardenbetrüger österreichischer Abstammung, Jan Marsalek, ist auf der Flucht. Vermutet wird er in Russland, dort soll er bestens vernetzt sein, heißt es.
Im schlimmsten Fall drohen zehn Jahre Haft
Bei den Beamten geht es um Paragraf 302 des Strafgesetzbuches, wie die Staatsanwaltschaft Wien der „Krone“ bestätigt. Missbrauch der Amtsgewalt. Dafür gibt es - wenn die Tat mit einer fremden Macht durchgeführt wird - im schlimmsten Fall zehn Jahre Haft. Sonst bis zu fünf Jahre. Auch nicht lustig.
Verdacht: Geheimdienstinfos gelakt
Die BVT-Männer stehen jedenfalls unter Verdacht, Geheimdienstinformationen geleakt zu haben - für Wirecard. Für Marsalek, der sich bester Kontakte zum russischen Geheimdienst rühmte. Auch die Staatsanwaltschaft München ermittelt, ist auf der Suche nach Marsalek. Der Verdacht gegen Ex-Agent W. ist den Ermittlern in Deutschland laut „Krone“-Infos schon seit Monaten bekannt. W. könnte vielleicht wie sein Ex-BVT-Kollege und Schellenbacher Licht ins Dunkel, in dem Marsalek verschwunden ist, bringen.
Millionen für Mandat?
Die Personalie Schellenbacher ist mehrfach brisant. Er stand in Verdacht, dass ukrainische Geschäftsleute seinen Sitz im Nationalrat bei der FPÖ laut Zeugenaussagen mit Millionen in bar quasi erkauft hatten - ein Vorwurf, den sowohl Schellenbacher als auch die Strache-FPÖ strikt von sich wiesen. In U-Haft befindet er sich aktuell nicht wegen Wirecard, sondern ob einer anderen Angelegenheit. Auf Ansuchen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft.
Es ist in der Tat ein verworrenes Stück. Recherchen ergeben, dass die Ermittlungen weitere Darsteller und Zusammenhänge in diesem Thriller offenbaren. So viel kann festgehalten werden: Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.
Erich Vogl, Kronen Zeitung