Franz R. ist sauer. Der Mödlinger hat keinen Computer. Als er längere Zeit von der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) Arztrechnungen nicht ausbezahlt bekommt, ruft er dort an. Der Tenor der Antworten: Einreichungen per Post werden eben nachgereiht, er solle die Unterlagen doch per E-Mail schicken
Es war am 23. Oktober 2020, als R. eine Facharztrechnung einreichte. Nach zwei Monaten ruft der Pensionist bei der ÖGK in St. Pölten an: „Ich habe noch nie so lange warten müssen“, ärgert sich der 79-Jährige. Im Telefonat teilt man ihm mit, dass er die Rechnung einscannen und per E-Mail schicken solle. Das ginge weitaus schneller. „Mir wurde gesagt, Rechnungen, die per Post kommen, werden erst am Schluss drangenommen. Das kann es doch nicht sein.“ Von einem „Missverständnis“ spricht hingegen Gudrun Geist von der ÖGK: „Ob Anträge auf Wahlarztkostenerstattung per E-Mail oder per Post eingehen, hat keine Auswirkungen auf die Vorgangsweise.“ Die Erledigungsdauer hänge von der Anzahl der täglich eingelangten Anträge ab.
Ein ÖGK-Insider erklärt aber: „Natürlich ist der Postweg langsamer. Der Brief muss eingescannt werden, und erst dann reiht er sich in die Warteschlange ein.“ R. ist gespannt, ob das Geld bis zu seinem 80. Geburtstag kommt – der ist in drei Monaten.
René Denk, Kronen Zeitung