"Wir werden die drei Punkte holen." LASK-Regisseur Peter Michorl war vollgepumpt mit Adrenalin und Selbstvertrauen nach dem 3:3 in der Europa League gegen Tottenham, als er sein Derby-Versprechen vor der morgigen Partie gegen die SV Guntamatic Ried abgab (17 Uhr).
Marco Grüll statt Gareth Bale, Bernd Gschweidl statt Heung-min Son, Marcel Ziegl statt Pierre-Emile Höjbjerg, Thomas Reifeltshammer statt Davinson Sanchez – es ist klar, dass der LASK auch nur mit einem annähernd so starken Auftritt wie gegen den Premier-League-Leader der Favoritenrolle gerecht werden sollte. Das Hochgefühl ist aber auch die Gefahr. Mit Sachlichkeit stieg Trainer Dominik Thalhammer nach der "phänomenalen Leistung" auf die Euphoriebremse: "Ried hat zuletzt gute Ergebnisse eingefahren." Die Warnung vor Übermut sollte nicht nötig sein. Michorl: "Derby ist Derby. Ried hat beim WAC gepunktet und Rapid geschlagen." Er weiß nicht nur aus der Erfahrung gegen Tottenham, dass ein zu selbstsicherer Favorit straucheln kann: Michorl war 2017 beim bislang letzten OÖDerby im Cup mit dabei. Der LASK ging damals in Ried 1:4 unter.
Abschied von der Gugl
Das Derby ist der Abschluss einer Ära: 68 Jahre nach dem ersten Oberhaus-Spiel im Linzer Stadion spielt der LASK zum letzten Mal Bundesliga auf der alten Gugl. Im Frühjahr geht es nach Pasching, die Suche nach einem Europacup-Exil ist hinfällig: Das 3:3 fühlte sich zwar wie ein Sieg an, die Aufstiegschance ist aber dahin.
Für Ried ist Derby das Spiel des Jahres
Ausgerechnet der LASK ist das große Vorbild für die SV Guntamatic Ried vor dem Derby am Sonntag: So, wie die Athletiker in der Europa League gegen den Favoriten Tottenham aufgetreten sind, muss auch der Außenseiter im Oberösterreich-Duell agieren.
Statt Jose Mourinho nimmt Gerald Baumgartner auf der Trainerbank des Auswärtsteams Platz. – Ob er sich nach dem Spiel mehr freuen kann, als der Portugiese? "Der LASK ist der klare Favorit. Wie stark sie in Form sind, haben sie gegen Tottenham gezeigt“, sagt der Ried-Coach, der das sensationelle 3:3 natürlich auch inseiner Analyse berücksichtigt hatte:„Aber in Wahrheit hat der LASK einen klaren Matchplan – egal ob es gegen uns oder Tottenham geht.“
Ob die Innviertler unterschätzt werden? Für Baumgartner ist dieses Szenario nicht ganz ausgeschlossen. Nach dem Hoch im Europacup ist die Rückkehr in den Bundesliga-Alltag oft schwierig. „Das kann für den LASK natürlich auch ein Kulturschock sein. Für uns ist das Derby ein so großes Highlight, wie für den LASK das Tottenham-Spiel.“
Sein Team hat in den vergangenen drei Spielen gegen Europacup-Starter (Hartberg,WAC, Rapid) sieben Punkte geholt. Davon, dass seine Mannschaft ein Nutznießer der Doppelbelastung ist, will er nichts wissen: „All diese Mannschaften haben einen großen Kader und fallen von der Leistungsdichte kaum ab, wenn sie rotieren.“
Sein Team verändern muss auch der 56-Jährige: Statt Michael Lercher (gesperrt) rückt wohl Manuel Haas ins Team.